Neue Kicks fürs Leben ohne Stoff
Aus der Abhängigkeit zurück ins Leben zu kommen, ist ein bisschen wie Treppen steigen: Auf der ersten Stufe akzeptiert man die eigene Sucht als Krankheit, beim langsamen Weitergehen sucht man sich Hilfe bei Ärzten oder Fachleuten in Beratungsstellen. Auf dem nächsten Treppenabsatz wartet eine Entgiftung für den Körper. Selbst nach diesen wichtigen Schritten liegt aber die wahre Herausforderung noch vor einem: dauerhaft clean bleiben im Alltag. Wie schafft man es, die seelische Abhängigkeit zu überwinden? Und wie schafft man es, einen Rückfall zu verhindern?
Auf den Fall der Fälle vorbereiten
Wichtigster Rat: Laufen Sie nicht vor der Vorstellung weg, dass Sie einen Rückfall haben könnten! Es werden – vor allem direkt nach der Therapie – sicher schwere Tage kommen, an denen Sie verzweifelt oder mutlos sind, weil vieles im Alltag nicht funktioniert. Und das, obwohl Sie sich so angestrengt haben, gesund zu werden. Alte Konflikte sind wieder da, bedrückende Gefühle kommen auf.
Da scheint manchmal der einfache Weg der Betäubung, der Griff nach der Droge, sehr verführerisch. Legen Sie sich genau für diese Krisen eine Strategie zurecht, die Ihnen hilft, der überwältigenden Lust auf Bier, Kokain oder Poker zu widerstehen. Wen könnten Sie anrufen, um über Ihre akute Angst vor dem Rückfall zu reden? Was tut Ihnen gut, das Sie sofort machen können, wenn der Suchtdruck kommt? Vielleicht helfen Ihnen Sport oder Entspannungsübungen. Es lohnt, genau durchzudenken, was passieren würde, wenn Sie dem Bedürfnis nach der Droge wirklich nachgäben. Wie würden Sie sich fühlen, wo führte Sie das hin? Wäre es das wert, Ihre hart erkämpfte Freiheit aufzugeben?
Hilfe annehmen von Freunden und Profis
Sie müssen den Weg in ein dauerhaft suchtfreies Leben nicht alleine gehen: Für die akute Suchtentwöhnung und auch für die Zeit danach gibt es viele gute Hilfen für Suchtkranke. Für manche ist eine Selbsthilfegruppe ein großer Halt. Anderen hilft, über eine Psychotherapie auf die genauen seelischen Hintergründe ihrer Sucht zu schauen. Erfolgreich bei vielen ist eine Mischform von stationärem Aufenthalt und einer anschließenden ambulanten Therapie bei einer Beratungsstelle. Da kann man im Alltag erproben, wie man es schafft, neue Vorsätze durchzuhalten.
Nach der Sucht, die über Jahre soviel Zeit im Alltag eingenommen hatte, gilt es, das Leben nach und nach mit neuem Sinn zu füllen. Man muss neue Gewohnheiten, neue Ziele, eine neue Aufmerksamkeit für die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen entwickeln. Was gibt mir im Leben ohne Drogen den Kick? Die Suche danach ist schwierig – aber auch befreiend und spannend.